Die staatliche Tierhaltungskennzeichnung –
für verbindliche Transparenz beim Einkauf
Wie wurde das Tier gehalten, von dem mein Lebensmittel stammt? Eine bewusste Kaufentscheidung setzt klare Informationen voraus. Die staatliche Tierhaltungskennzeichnung informiert darüber, in welcher Haltungsform die Tiere gehalten wurden, von denen das Fleisch kommt – und schafft dadurch Transparenz und Klarheit auf den ersten Blick.
Zunächst gilt sie für frisches Schweinefleisch, das in Deutschland produziert wurde. Lebensmittel aus dem Ausland können freiwillig gekennzeichnet werden.
Die Haltungsformen
für Schweine
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So leben die Schweine in der Haltungsform Stall
In der Haltungsform „Stall“ leben die Tiere im geschlossenen Warmstall.
Jedes Tier hat in Abhängigkeit von der Gewichtsklasse zwischen 0,5 und 1 Quadratmeter zur Verfügung. Das ist die gesetzliche Mindestanforderung an die Schweinehaltung.
Den Tieren steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, zum Beispiel Sägespäne oder Stroh.
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier |
30-50 kg | 0,5 m² |
50-110 kg | 0,75 m² |
über 110 kg | 1 m² |
So leben die Schweine in der Haltungsform Stall+Platz
Bei der Haltungsform „Stall+Platz“ gibt es zwei Varianten. Gemeinsam ist beiden Varianten:
Die Schweine leben in einem geschlossenen oder überwiegend geschlossenen Warmstall. Sie haben im Vergleich zur Haltungsform „Stall“ mindestens 12,5 Prozent mehr Platz.
Allen Schweinen steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial zur Verfügung (zum Beispiel Sägespäne oder Stroh). Zusätzlich dazu seht ihnen Raufutter zur Verfügung (zum Beispiel Heu oder Stroh).
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier |
30-50 kg | 0,563 m² |
50-110 kg | 0,844 m² |
über 110 kg | 1,125 m² |
Variante 1
Im Stall sind die Buchten durch verschiedene Elemente strukturiert. Das sind zum Beispiel Trennwände, Kontaktgitter, unterschiedliche Ebenen, verschiedene Temperatur- oder Lichtbereiche, geeignete Scheuervorrichtungen, Tränken mit offener Wasserfläche oder ein weicher / eingestreuter Liegebereich.
Variante 2
Den Schweinen steht jederzeit ein Auslauf zur Verfügung, so dass sie äußere Witterungseinflüsse und Umwelteindrücke wahrnehmen können. Dabei gelten die Flächenvorgaben für die Gesamtfläche aus Platz im Stall und Auslauf.
So leben die Schweine in der Haltungsform Frischluftstall
In dieser Haltungsform haben die Tiere die Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Klimabereichen aufzuhalten. Den „Frischluftstall“ gibt es in zwei Varianten:
Variante 1
Den Schweinen wird innerhalb des Stalls ein dauerhafter Kontakt zum Außenklima ermöglicht: Jedes Tier hat jederzeit Zugang zu unterschiedlichen Klimabereichen.
Allen Schweinen steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial (zum Beispiel Sägespäne oder Stroh) zur Verfügung.
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier* |
30-50 kg | 0,7 m² |
50-110 kg | 1,3 m² |
110-120 kg | 1,3 m² |
über 120 kg | 1,5 m² |
* Der Bundesrat hat am 7. Juli 2023 der 8. Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (8. Änderungsverordnung) nicht zugestimmt – daraus folgt, dass diese Bodenflächen verringert werden können, soweit Gründe des Tierschutzes nicht entgegenstehen, wobei der gesetzliche Mindeststandard nicht unterschritten werden darf.
Variante 2
Als Frischluftställe gelten auch überwiegend geschlossene Warmställe mit Auslauf, wenn die Gesamtfläche im Stall und im Auslauf mindestens folgende Größen hat:
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier |
30-50 kg | 0,7 m² |
50-110 kg | 1,1 m² |
110-120 kg | 1,1 m² |
über 120 kg | 1,4 m² |
Den Schweinen steht jederzeit ein Auslauf zur Verfügung, so dass sie äußere Witterungseinflüsse und Umwelteindrücke wahrnehmen können.
Allen Schweinen steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial (zum Beispiel Sägespäne oder Stroh) zur Verfügung.
So leben die Schweine in der Haltungsform Auslauf/Weide
Mindestens 50 Prozent mehr Platz bei der Auslaufhaltung als in der Haltungsform „Stall“ und jederzeit ins Freie – das sind die Eigenschaften der Haltungsform „Auslauf/Weide“.
Für die Haltungsform gibt es zwei Varianten:
Variante 1: Auslauf
In der Variante „Auslauf“ haben die Tiere neben dem überwiegend geschlossenen Warmstall einen Auslauf und können einen eingestreuten Liegebereich (zum Beispiel mit Stroh ausgelegt) nutzen.
Die Schweine haben insgesamt mindestens 50 Prozent mehr Platz als in der Haltungsform „Stall“, dem gesetzlichen Mindeststandard.
Allen Schweinen steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial (zum Beipiel Sägespäne oder Stroh) zur Verfügung.
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier | Fläche im Auslauf je Tier |
30-50 kg | 0,5 m² | 0,25 m² |
50-110 kg | 1,0 m² | 0,5 m² |
110-120 kg | 1,0 m² | 0,5 m² |
über 120 kg | 1,5 m² | 0,8 m² |
Variante 2: Weide
„Weide“ bedeutet, dass die Schweine dauerhaft im Freien leben, ohne festen Stall.
Auf der Weide können sie eine Schutzeinrichtung mit Liegebereich nutzen.
Allen Schweinen steht organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial (zum Beispiel Sägespäne oder Stroh) zur Verfügung.
So leben die Schweine in der Haltungsform Bio
Die Schweine haben hier mindestens 150 Prozent mehr Platz als in der Haltungsform „Stall“, dem gesetzlichen Mindeststandard.
Gewicht je Tier | Fläche im Stall je Tier | Fläche im Auslauf je Tier |
30-50 kg | 0,8 m² | 0,6 m² |
50-85 kg | 1,1 m² | 0,8 m² |
85-110 kg | 1,3 m² | 1,0 m² |
über 110 kg | 1,5 m² | 1,2 m² |
Für die Bio-Haltung gelten die Anforderungen des EU-Öko-Rechtsrahmens – beispielsweise die Einstreu mit Stroh oder anderen Naturmaterialien und eine Mindest-Säugezeit von 40 Tagen.
Der Einsatz von Tierarzneimitteln ist streng reglementiert – chemisch-synthetische Tierarzneimittel einschließlich Antibiotika dürfen unter strengen Bedingungen und unter der Verantwortung eines Tierarztes verabreicht werden, wenn die Behandlung mit pflanzlichen und anderen Mitteln ungeeignet ist.
Grundsätzlich werden Bio-Schweine mit 100 Prozent biologisch erzeugten Futtermitteln gefüttert. 30 Prozent der Futtermittel müssen aus dem Betrieb selbst oder – falls nicht möglich – aus derselben Region stammen.
Wenn bestätigt wird, dass ökologische Eiweißfuttermittel nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, dürfen lediglich an Ferkel unter 35 Kilogramm bis zu 5 Prozent nichtbiologisch erzeugte Eiweißfuttermittel verfüttert werden, da bei Jungtieren in dieser Phase die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren besonders entscheidend ist.
Kennzeichnung bei gemischten Lebensmitteln
Enthält eine Verpackung mehrere (zumindest teilweise) kennzeichnungspflichtige Lebensmittel? Oder handelt es sich um ein „gemischtes" Lebensmittel (wie zum Beispiel Hackfleisch)?
Dann werden in der Regel die Anteile der einzelnen Haltungsformen in 5-Prozentschritten gerundet angegeben.
In bestimmten Fällen ist so eine anteilsgenaue Angabe nicht notwendig: Dann enthält das Lebensmittel oder die Verpackung aber mindestens 80 Prozent der angegebenen Haltungsform.
Bewusst Einkaufen mit der Tierhaltungskennzeichnung
Wie wurde das Tier gehalten, von dem das Fleisch im Einkaufskorb stammt? 84 Prozent der im BMEL-Ernährungsreport 2024 befragten Personen ist diese Information auf der Verpackung wichtig. Mit der staatlich verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung können Verbraucherinnen und Verbraucher in Zukunft bewusste Kaufentscheidungen treffen.
Die Vorteile für Verbraucherinnen und Verbraucher
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Transparenz
Wie wurde „mein“ Schwein gehalten? Das können Verbraucherinnen und Verbraucher demnächst mit einem Blick auf der Verpackung erkennen. Denn: Die staatliche Tierhaltungskennzeichnung sorgt für Transparenz und Klarheit in Bezug auf die Haltungsform.
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Klarheit und Orientierung
Die Kennzeichnung erleichtert eine bewusste Kaufentscheidung. Sie ist übersichtlich und bietet schnelle Orientierung beim Einkauf.
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Verlässlichkeit
Auf die staatliche Tierhaltungskennzeichnung ist Verlass. Frisches Schweinefleisch, das von in Deutschland gehaltenen und verarbeiteten Tieren stammt, muss gekennzeichnet werden. Ausländische Erzeugerinnen und Erzeuger können ihre Produkte für den deutschen Markt freiwillig kennzeichnen.
Häufig gestellte Fragen
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